Saisonale Grippestatistik durch Schweinegrippe-Fälle aufgebläht
Nur 28 neue Schweinegrippe-Fälle hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der vergangenen Woche registriert. Trotzdem hatten die Hausärzte alle Hände voll zu tun mit Grippepatienten:
Pro 1'000 Konsultationen betrafen 5 Grippeverdachtsfälle.
Obwohl der Wert deutlich höher ist als in den letzten beiden Jahren im Herbst, liegt die Epidemie-Grenze von 15 Verdachtsfällen pro 1'000 Arztbesuchen noch fern. Der aussergewöhnlich grippeintensive Herbst habe mit der Schweinegrippe zu tun, sagte BAG-Sprecher Jean-Louis Zurcher am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
"Wir denken, dass fast alle Grippepatienten, die Hausärzte aufsuchen, Schweinegrippe haben", hielt Zurcher fest. Es mache aber keinen Sinn, alle diese Fälle zu testen. Alle Patienten mit Grippesymptomen auf die Schweinegrippe zu prüfen, wäre viel zu teuer. Die Strategie des BAG laute, die Ausbrüche zu bekämpfen.
BAG erwartet Pandemie
Die Gesamtzahl aller in der Schweiz gemeldeten Schweinegrippe-Patienten erhöhte sich in der Kalenderwoche 41 auf 1290, schrieb das BAG auf seiner Internetseite. Die Erkrankungen hätten sich seit Ende August auf tiefem Niveau eingependelt. Trotzdem gibt das BAG keine Entwarnung: "Die Schweinegrippe-Pandemie wird kommen", sagte Jean-Louis Zurcher.
Wann die Pandemie ausbrechen wird, konnte Zurcher nicht sagen. Die Erfahrung zeige, dass sich solche Viren vor allem im Winter verbreiteten. Die vom BAG propagierten Vorsichts-Massnahmen wie Händewaschen blieben also aktuell.
Schweinegrippe-Impfung ab November
Alleine mit solchen Vorbeugungen könne die Schweinegrippe-Pandemie nicht verhindert werden, sagte Zurcher. Ab Anfang November könne mit der Impfung begonnen werden. Bis dann sollte die Bewilligung von Swissmedic eingetroffen sein. Swissmedic sei daran, die beiden Impfstoffe von Novartis und das Mittel von GlaxoSmithKlein zu testen, hiess es am Freitag bei der Arzneimittelbehörde.
In der Schweiz ist bisher noch kein Mensch an den Folgen der Schweinegrippe gestorben. Insgesamt mussten 23 Patienten im Spital behandelt werden. Der bisher gravierendste Schweinegrippe-Fall ist eine junge Mutter aus Basel, die vor rund zweieinhalb Monaten in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt werden musste.
Die Patientin befinde sich in einer langsamen Aufwachphase, sagte Andreas Bitterlin, Sprecher des Universitätsspitals Basel, am Freitag auf Anfrage. Der Zustand der 33-Jährigen sei weiterhin ernst.
Weltweit 4'735 Menschen gestorben
Wie das BAG warnte auch die WHO davor, die Schweinegrippe voreilig abzuschreiben. Die Grippesaison in der nördlichen Hemisphäre habe noch gar nicht begonnen, sagte WHO-Sprecher Gregory Hartl am Freitag in Genf. Seit April sind weltweit 4'735 Menschen am H1N1-Virus gestorben.
Dreiviertel der Todesfälle ereigneten sich gemäss WHO-Angaben in Nord- und Südamerika. 207 Menschen starben in Europa, heisst es in der am Freitag veröffentlichten Bilanz der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Insgesamt wurden 400'000 bestätigte Schweinegrippe-Fälle registriert.
In den USA und in Kanada sei die Schweinegrippe wieder verbreiteter als auch schon. Auch in Mexiko sei das H1N1-Virus wieder stärker präsent, sagte der WHO-Sprecher. In Europa sei es zurzeit eher schwach.
Die Schweinegrippe tauchte zuerst in Mexiko auf. Das H1N1-Virus überträgt sich über Tröpfcheninfektion leicht von Mensch zu Mensch. Im Unterschied zur saisonalen Grippe, bei der ein Teil der Bevölkerung gegenüber dem Grippevirus immun ist, trifft die Schweinegrippe auf eine weitgehend nicht immune Bevölkerung. Die Symptome sind mit der saisonalen Grippe vergleichbar.
sda
19.10.2009 - dzu