Primärprävention des Hirnschlags bei Risikopatienten
Eine Primärprävention des Hirnschlags gibt es im eigentlichen Sinne nicht. In erster Linie geht es darum, das gesamtkardiovaskuläre Risiko zu beurteilen und entsprechend anzugehen.
Risikobeurteilung
Heutzutage wird weniger auf einzelne Risikofaktoren fokussiert. Es hat sich gezeigt, dass Patienten mit steigender Anzahl Risikofaktoren nicht eine lineare, sondern eine exponentielle Zunahme des Risikos für ein kardiovaskuläres Ereignis haben. Dabei scheint sich interessanterweise die Hyperlipidämie auf die Koronarien fataler auszuwirken, während dem die steigende Höhe des Blutdruckes eher einen Hirnschlag begünstigt.
Im internationalen Vergleich haben wir in der Schweiz, z. B. im Vergleich zu Osteuropa, ein relativ tiefes kardiovaskuläres Risiko.
Je nach speziellen Risikosituationen (bekannte Arteriosklerose, Diabetes, metabolisches Syndrom, genetische Dyslipidämie) und globalem Risiko besteht für den einzelnen Patienten gemäss IAS (International Atherosclerosis Society) und ESC (European Society of Cardiology) ein hohes, ein mittleres oder ein niedriges Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse:
- Hohes Risiko: > 20%ige Chance, innerhalb von 10 Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden
- Manifeste Atherosklersose - Multiple Risikofaktoren - Typ 2 Diabetes - familiäre Hyperlipidämie mit hohem Lebenszeitrisiko
- Mittleres Risiko: 10 - 20%ige Chance, innerhalb von 10 Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden
- Niedriges Risiko: < 10%ige Chance, innerhalb von 10 Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden
Das metabolische Syndrom ist aktuell nach IDF 2005 definiert als:
- Bauchumfang > 94 cm (Mann) respektive > 80 cm (Frau)
- Triglyceride > 1.7 mmol/L
- HDL-Cholesterin < 1.0 mmol/L (Mann) respective < 1.3 mmol/L (Frau)
- BD > 130/85 mmHg
- Nüchternglukose > 5.6 mmol/L
Am 1.6. 2005 hat die AGLA (Arbeitsgruppe Lipide und Atherosklerose ) in der SÄZ einen neuen Risikoscore zur Beurteilung des Gesamtrisikos publiziert:
Kardiovaskuläre Risikobeurteilung
Eine erste Beurteilung sollte bei allen Patienten mit 40 Jahren gemacht werden, bei speziellen Risikosituationen individuell früher (z.B. bei pos. FA).
Wiederholung der Beurteilung:
- Niedriges Risiko: Alle 5 Jahre
- Mittleres Risiko: Alle 2-5 Jahre
- Hohes Risiko: Individuell
Therapieempfehlungen der AGLA 2005
- Hohes Risiko: Gleichzeitig Lifestyle-Intervention und medikamentöse Therapie
- Mittleres und niedriges Risiko: Lifestyle-Intervention für 3 Monate und dann evtl. medikamentöse Therapie
Bei Hypercholesterinämie ist das Medikament der Wahl ein Statin, bei Hypertriglyceridämie > 5 mmo/L oder niedrigem HDL ein Fibrat.
Bezüglich Hirnschlagprävention besteht zwischen den verschiedenen Antihypertensiva kein Unterschied in der Effektivität. Wichtig scheint hier in erster Linie die Senkung des BD zu sein (Subgruppenanalyse der ALLHAT-Studie). Eine Ausnahme bilden Patienten mit einer linksventrikulären Hypertrophie, dort hat sich der ARB Losartan gegenüber dem Betablocker Atenolol als überlegen erwiesen (LIFE-Studie).
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02.09.2005 - dde |
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